Moderne Zeiten, moderne Gartengestaltung? Wer mit offenen Augen durch die Straßen zieht wird bemerkt haben, dass immer mehr Vorgärten eher einer Kiesgrube ähneln, statt einem Garten. Ulf Soltau bezeichnet diese Art der Gartengestaltung als „Gärten des Grauens“ und betreibt unter diesem Namen eine sehr erfolgreiche Facebookseite. Die jeweiligen Besitzer verfolgen dabei gar keine bösen Absichten. Die Herangehensweise ist vielmehr von möglichst wenig Arbeitsaufwand, einem aufgeräumten Erscheinungsbild und vor allem Unwissenheit geprägt. Gleiches gilt aber auch für auf den ersten Blick grün erscheinende Gärten. "Golfrasen", Korniferenhecken und viele der angebotenen Ziersträucher sind ebenso wertlos für Biodiversität im eigenen Garten. Den Wenigsten ist dies jedoch bewusst. Diese „Gärten des Grauens“ stellen eher ökologische Wüsten, statt Horte der Artenvielfalt dar. Mit welchen Nachteilen ist diese Art der Gartengestaltung verbunden und was kann ein Jeder von uns tun, um dem Artensterben auf der eigenen Scholle zu begegnen? Im Folgenden finden Sie dazu zahlreiche Tipps und Anregungen.
Nachteile von Schottergärten
Entgegen der landläufigen Meinung sind Schottergärten weder pflegeleicht, noch tragen sie etwas zu einer optischen Verschönerung. Die Nachteile dieser ökologischen Wüsten kurz und knapp:
Es bleibt zu hoffen, dass dies nach und nach in das Bewusstsein der Menschen gelangt und Schottergärten „geächtet“ werden. Spaziergänger, die kopfschüttelnd an einer solchen Fläche vorbeilaufen führen vermutlich ehr zu einem Umdenken, als reine Verbote. Davon abgesehen sind diese Flächen gemäß der niedersächsischen Bauordnung gar nicht zulässig.
Hier ist Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Als Ergänzung zu dem nach niedersächsischer Bauordnung ohne schon vorhandenem Verbot der Anlage von Schotterflächen in Neubaugebieten, kann eine jede Kommune einen entsprechenden Passus in die Baupläne aufnehmen. Auch hier gibt es zudem ein Kontrolldefizit.
Die Möglichkeiten den eigenen Garten für Tiere und Pflanzen attraktiv zu gestalten sind vielfältig und meist kostengünstig. Zudem bedarf ein naturnah gestaltetes Stück Garten meist eines geringeren Arbeitsaufwandes. Wöchentliches Rasenmähen, stetes Wässern, Laub harken und viele andere „Pflegearbeiten“ entfallen oder können in deutlich geringerer Intensität durchgeführt werden.
Warum nicht einen Teil des Golfrasens wachsen lassen? Nichts ist einfacher als dies und mit etwas Geduld stellt sich dann eine gewisse Artenvielfalt von selbst ein. Wer sein Grün nur 1-2 x im Jahr mäht wird sich wundern, welche Pflanzen im Laufe der Zeit Einzug halten. Dabei gilt es Folgendes zu beachten:
Kurzgeschorene Rasen müssen peinlich werden ;-)
Es sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Gift im Garten Nicht zu suchen haben. Die Verkaufszahlen in Baumärkten zeigen ein anderes Bild. Wer dem unerwünschten Bewuchs im Garten zu Leibe rücken möchte, den zwischen den Pflasterfugen grabenden Ameisen den Kampf ansagt und Löwenzahn als störend empfindet, der sollte sich über Alternativen zu Giften Gedanken machen, da diese nicht nur die vermeintlichen Zielarten bekämpfen, sondern auch zahlreiche Kollateralschäden hinterlassen. Vermeintliche Unkräuter lassen sich mechanisch entfernen. Dies bedarf zwar eines gewissen zeitlichen und sportlichen Mehraufwandes, dafür werden Igel, Rotkehlchen Maus und anderes Getier vom Giftcocktail verschont. Durch die Verwendung von Splitt kann man Ameisen das Graben vermiesen, Schnecken lassen sich absammeln oder die Beete durch die Verwendung von Edelstahlsperren absichern.
Wer nicht die Möglichkeit hat Kompost zu benutzen, greift meist auf gekaufte Blumenerde zurück. Die meisten in den Supermärkten und Gartencentern angebotenen Substrate sind jedoch torfhaltig, was bedeutet, dass ein besonders wichtiger Lebensraum dafür schwinden muss, dass Moor. Moore sind äußerst wichtige Kohlenstoffsenken (speichern Kohlenstoffdioxid), können dem Hochwasserschutz dienen, indem sie Spitzen abfangen, stellen Lebensraum zahlreicher seltener Tier- und Pflanzenarten dar und sind letztlich ein immer seltener werdender Lebensraum. Dafür ursächlich sind Trockenlegungen zur Urbarmachung und eben der Torfabbau, primär für Pflanzsubstrate. Mittlerweile gibt es torffreie Alternativen und gerade hier hat man als Konsument eine wichtige Verantwortung und letztlich auch einen Einfluss auf das Angebot. Also – Gärtnern Sie torffrei!
Lebensbäume oder Thujen sind eine Pflanzengattung in der Familie der Zypressengewächse und werden leider häufig für Heckenpflanzungen verwendet. Im Gegensatz zu heimischen Wildsträuchern bieten sie aber keinerlei Nahrungsgrundlage für unsere Tierwelt, führen zu einer Versauerung des Bodens und bilden häufig eine immergrüne Hölle, deren Anblick wenig Abwechslung bietet. Mit Holunder, Weißdorn, Hartriegel und Co. stehen zahlreiche Alternativen zur Verfügung. Diese bilden ebenfalls dichte Bestände. Wer deren Laub unter der Hecke liegen lässt, tut zudem etwas für Igel und Amsel, die hier auch in den Wintermonaten Unterschlupf und Nahrung finden. Eine sehr gute Übersicht geeigneter Pflanzen finden Sie am Ende der Seite.
Geschlossene Bebauung, Dachflächen und Pflaster führen meist zu einer Versiegelung der darunter befindlichen Fläche, so dass Niederschlagswasser nicht im Erdreich versickern kann und somit nutzlos über die Kanalisation abfließt. Dies hat letztlich Auswirkungen auf die Grund-wasserneubildung, die Entstehung von Hochwässern. So können Parkplatzflächen für den PKW auch mit Rasengittersteinen ausgelegt werden. Diese lassen ein Großteil des Niederschlags versickern und in den Zwischenräumen können Pflanzen wachsen.
Wenn Sie in kurzer Zeit die Artenvielfalt in Ihrem Garten erhöhen möchten, dann legen Sie einen (Natur-)Teich an. Diese Kleingewässer sind wahre Hotspots der Artenvielfalt, so man denn einige Aspekte berücksichtigt. Einen Literaturtipp gibt es hier.
Ein besonderes Konzept stellen sogenannte Lichtteiche dar.
Im Garten fällt durch Rückschnitt immer mal wieder Totholz an. Man kann es zur Deponie fahren, oder damit eine Totholzhecke anlegen, was viele Vorteile bietet. Natürlich tut es auch ein kleinerer Totholz-haufen.
Diese Nutzung bringt einige Vorteile mit sich:
Geld- und Zeitersparnis, da man den Grünschnitt nicht aufwendig entsorgen muss.
Steinhaufen und Steinwälle sind Jahrhunderte alte Zeugnisse der bäuerlich geprägten Landschaftsge-schichte und Teil der traditionellen Kulturlandschaft. Hier sind sie darüber hinaus mit die wichtigsten Strukturelemente des intakten Reptilienlebensraums. Sie haben damit nicht nur einen hohen ökologischen, sondern auch einen kulturhistorischen und land-schaftsästhetischen Wert! Der Erhalt, die Pflege und die Neuanlage von Lesesteinhaufen, Lesesteinwällen und Trocken-mauern ist ein geeigneter Weg, um Reptilien und viele andere Kleintiere (Insekten, Spinnen, Schnecken, Kleinsäuger etc.) in der Kulturlandschaft zu fördern.
Je abwechslungsreicher und vielfältiger unsere Umwelt gestaltet ist, desto mehr Lebensraum bietet sie für eine Vielzahl von Arten. Diese benötigen neben ausreichend Nahrung und Rückzugmöglichkeiten auch Orte zur Jungenaufzucht.
Eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, Flächenversiegelung durch Siedlungsbau und Infrastrukturmaßnahmen führen in unserer Kulturlandschaft zu einem Mangel an geeigneten Lebensräumen. Dadurch finden viele Arten keine passenden Habitate zum Nisten oder Brüten mehr, wodurch deren Bestände zurückgehen, oder sie sogar vom Aussterben bedroht sein können.
Nisthilfen, können ein wenig Abhilfe schaffen. Sie bieten Insekten, Vögeln und Fledermäusen diesen geschützten Rückzugsort, der eine Aufzucht von Jungtieren, geschützt vor schädlichen Einflüssen, ermöglicht Der Schutz intakter Lebensräume sollte aber stets im Vordergrund stehen.
Hier finden eine Zusammenstellung verschiedener Dokumente rund um die Gartengestaltung, die eine Ergänzung zu den oben aufgeführten Texten und Links darstellen. Weiterhin haben wir Ihnen einige tolle Literaturtipps zusammengestellt.
NaturaDB hilft dir Pflanzen zu finden, die zu dir und deinem Garten passen. Ob für die Trockenmauer oder den Gartenteich, für den Steingarten, eine sonnige oder schattige Stelle, für sandigen, lehmigen oder humusreichen Boden.
AID-Broschüre: Staudenmischpflanzungen
Sie sind überall ein Hingucker: farbenfrohe Staudenbeete. Diese Broschüre stellt 32 von Experten erprobte Mischpflanzungen vor, die pflegeleicht sind und das ganze Jahr attraktiv aussehen. Sie
finden darin für jeden Standort mit unterschiedlichen Licht- und Bodenverhältnissen die passende Mischung – selbst für schattige Plätze. Zu jeder Mischung gibt es eine ausführliche Pflanzenliste
und Tipps zur Planung, Anlage und Pflege. Die Broschüre richtet sich an Landschaftsgärtner und Kommunen, die Grünflächen planen, aber auch an private Gartenbesitzer.