Von Dipl.-Biol. Florian Preusse
Jeder kennt es, man sitzt zusammen am Kaffeetisch und plötzlich kreist direkt vor dem eigenen Gesicht ein scheinbar angetrunkenes, gelb-schwarzes Tierchen, dass bei vielen Menschen
unkontrolliertes panisches Herumfuchteln auslöst. Ich spreche hier von Wespen, diesen kleinen, anscheinend irgendwie kurzsichtigen Insekten (vielleicht deshalb auch das dichte Herumkreisen vor
dem Gesicht) aus der Familie der Hautflügler (Hymenoptera), welche als einzige staatenbildende Arten aufweist wie z.B. Ameisen, Hummeln, Bienen und Hornissen.
Trotz diesem zunächst doch etwas penetranten Verhalten sollte man sich jedoch bewusst machen, dass es sich bei diesen vermeintlichen Plagegeistern um durchaus nützliche, und nicht etwa grundlos
aggressive Tiere handelt, die darüber hinaus sogar sehr sozial sein können. Nur zwei der acht heimischen Wespenarten stehen auf Süßspeisen: die gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die deutsche
Wespe (Vespula germanica).
Beide bauen ihre Nester (Staatengröße bis zu 12000 Individuen) meist versteckt, an dunklen, geschützten Orten. Wer ein freihängendes Wespennest in seinem Garten entdeckt und hofft durch dessen
Entfernen Ruhe zu finden, hat zunächst einmal - was natürlich allein schon schlimm genug ist - mehrere Hundert kleiner Seelen auf dem Gewissen. Darüber hinaus aber wird er weiterhin
gelbgestreifte Schmarotzer auf seinem Kuchen antreffen. Die Erklärung für diese zunächst seltsame Tatsache liegt darin, dass eine dritte weit verbreitete Wespenart, die Sächsische Wespe
(Dolichovespula saxonica) stark unter dem Ruf ihrer beiden Verwandten zu leiden hat. Sie kommt zwar niemals zum Kaffeetisch, baut aber ihre Nester an gut sichtbaren Stellen, welche dann
fälschlicher Weise entfernt werden. Tja es trifft eben immer die Falschen.
Diese kleine Geschichte zeigt, dass eine Wespe nicht gleich eine Wespe ist. In vielen Fällen werden diese nützlichen Tiere aufgrund ihres schlechten Rufes und aus Unwissenheit getötet. Die
Erfahrung zeigt jedoch, dass mit Hilfe einer fachkundigen Beratung Wespen- und Hornissennester in ca. 80% der Fälle vor Ort verbleiben können. In den Fällen, wo dies nicht möglich ist, wird
zusammen mit dem Wespenberater vor Ort eine Lösung erarbeitet. Dies kann in letzter Instanz auch die Abtötung eines Nestes bedeuten. In den meisten Fällen ist dies jedoch nicht notwendig.
Häufige Fragen, bei denen wir gerne helfen:
Womit habe ich es überhaupt zu tun?
Um sachgerecht tätig werden zu können ist es unerlässlich, dass zunächst geklärt wird, um welche Art es sich handelt. Handelt es sich z.B. um die sächsische oder die mittlere Wespe, dann wäre
eine Umsiedlung oder gar eine Nestentfernung im Juli nicht mehr sinnvoll, da diese beiden Arten dann bereits kurz vor dem Ende ihres einjährigen Lebenszyklus stehen. Anders bei deutscher und
gemeiner Wespe sowie der Hornisse. Deren Nester sind meist bis in den Oktober hinein aktiv. Wespenberater haben die notwendige Sachkenntnis, um in kurzer Zeit vor Ort eine Artbestimmung
durchzuführen und sie dann entsprechend zu beraten.
Sind die Tiere gefährlich?
Grundsätzlich nein. Wespen- und Hornissen stechen nur bei einer unmittelbaren Bedrohung. Die meisten Stiche lassen sich auf eigenes (zum Teil sicherlich ungewolltes) Fehlverhalten den Tieren
gegenüber zurückführen.
Wie verhalte ich mich in der Nähe eines Nestes?
Wenn Sie einen Sicherheitsabstand von ca. 1,5 m zu dem Nest einhalten, die Hauptan- und abflugrichtung nicht versperren und Erschütterungen am Nest vermeiden, können sie sich dem Nest relativ
gefahrlos nähern. Dennoch empfehlen wir, dies nach Möglichkeit nicht zu tun. So steigt dabei die Wahrscheinlichkeit, dass sich doch einmal eines der Tiere in der Kleidung verfängt. Man muss zudem
sehr ruhig bleiben und darf nicht in Panik geraten, wenn einen einige der Tiere anfliegen.
Wie lange leben die Tiere?
Dies ist von Art zu Art sehr unterschiedlich, so dass es zunächst besonders wichtig ist zu klären, um welche Art es sich handelt. Vier der acht heimischen, sozialen Wespen sind bereits Anfang
August kaum noch aktiv. Die anderen Völker beenden ihren Zyklus im September oder spätestens Oktober. Einzelne Arbeiterinnen leben nur ca. 4 Wochen, werden jedoch permanent "ersetzt".
Wird das Nest im nächsten Jahr wiederbesiedelt?
Nein. Wespen bauen einjährige Nester, welche im Folgejahr durch neue Jungköniginnen nicht wiederbesiedelt werden. Erweist sich der Neststandort aber als attraktiv, so kann es durch Zufall sein,
dass im Folgejahr eine neue Nestgründung in unmittelbarer Nähe des alten Nestes stattfindet. Da verlassene Nester aber von anderen Insekten (zum Beispiel den nützlichen Florfliegen -
Blattlausvernichter) zum Überwintern genutzt werden, sollte man sie erst im nächsten Frühjahr entfernen.
Richten die Tiere Schaden am Haus an?
Hat man Wespen oder Hornissen in der Hausfassade, so sind manchmal relativ laute Kratzgeräusche zu hören. Dies sind jedoch in aller Regel keine Tiere, die sich in den Innenraum vorarbeiten,
sondern die Larven, welche mit ihren Mundwerkzeugen an den Waben kratzen, um so zu signalisieren, dass sie hungrig sind.
In einzelnen Fällen erweitern die Tiere ihren Nestraum, indem sie loses Isolationsmaterial wie Holz oder Glaswolle nach außen transportieren.
Weiterhin sammelt sich insbesondere unter Hornissennestern im Laufe der Zeit Abfall, welcher u.a. aus den Ausscheidungen der Larven besteht. Ist das Nest dann in einem schlecht belüfteten
Hohlraum, kann dies durchaus zu Geruchsbelästigungen führen.
Warum lohnt es sich, ein Wespen- oder Hornissennest zu tolerieren?
Nur zwei der heimischen acht sozialen Wespenarten werden dem Menschen im Sommer lästig. Da der Laie zumeist jedoch nicht zwischen den verschiedenen Arten differenziert, werden viele Wespennester
unnötig zerstört. Wespen sind Teil der heimischen Natur, wo sie im Frühjahr bei der Blütenbestäubung helfen. Ein ausgewachsenes Hornissenvolk vertilgt pro Tag etwa 500 Gramm anderer Insekten wie
z.B. Mücken. Somit erweisen sich diese Tiere als äußerst nützlich.
Sind Wespen geschützte Arten?
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es generell untersagt, wildlebende Tiere zu stören, zu beeinträchtigen oder gar zu töten. Hierbei besitzt die Hornisse als streng geschützte Art einen
besonderen Status. Nestumsiedlungen oder gar Abtötungen dürfen daher nur mit einer Genehmigung durch die untere Naturschutzbehörde erfolgen.
Was wir bieten können:
Es handelt sich bei den Wespenberatern ausschließlich um ehrenamtlich handelnde Personen. Daher bitten wir um Verständnis, falls wir telefonisch nicht sofort erreichbar sein sollten. Sofern sie ihre Rufnummer hinterlassen, werden wir sie schnellstmöglich zurückrufen.
Interesse Mitzumachen?
Ziel dieser Arbeitsgruppe ist der Aufbau eines fachkundigen Wespenberaternetzes im Landkreis Gifhorn. Aufgrund der Größe des Landkreises wäre es optimal, wenn die Berater gleichmäßig über den
Landkreis verteilt wären. Sollten Sie Interesse an der Thematik haben, so können sie sich gern hinsichtlich weiterer Informationen mit uns in Verbindung setzen.
Beratungstelefon nach Samtgemeinden:
Brome/Sassenburg/Boldecker
Land
Jens Winter:
0152/34 28 92 38
Hankensbüttel/Wittingen/Wesendorf
Hans-Jürgen Riedel: 0157 5300 78
98
Meinersen/Papenteich/Isenbüttel/Stadt
Gifhorn
Florian Preusse:
0176/754 941 33
email: Hornissen-NABUGifhorn@gmx.de
Weiterführende Informationen:
www.aktion-wespenschutz.de
www.hornissenschutz-bs.de
www.hornissenschutz.de
www.hymenoptera.de
www.hummelfreund.com
www.wildbienen.info/
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