von Olaf Lessow
Ziegenmelker gehören zur Familie der Nachtschwalben, die mit 76 Arten fast weltweit vertreten sind. Nachtschwalben sind dämmerungs- bzw. nachtaktiv und in unseren Breiten mit dem Ziegenmelker
vertreten. Früher glaubte man, der Ziegenmelker melkt die Ziegen oder Schafe, da er oft dabei beobachtet wurde wie er unter einem Bauch dieser Haustiere rüttelte. Für den Beobachter sah es dann
eben so aus, als würde der „Melker“ melken. Nun ist es so, das gerade bei Weidevieh viele Insekten umherschwirren und Insekten sind die Hauptnahrung der Nachtschwalben, die sie meist von unter
her anfliegen und mit dem sehr breiten Rachen quasi wegkäschern.
Der Ziegenmelker bevorzugt Heide- und Waldbiotope mit trockenem Boden, selten auch Laubwald. Im Landkreis Gifhorn wird der Kiefernwald bevorzugt. Wichtig hierbei ist der lichte Kronenbereich, da
das Jagdrevier offene Flächen haben muss. Hier sind dann Kahlschläge erste Wahl, wenn man diesen eigenartigen Vogel zu Gesicht bekommen.
Als Nahrung dienen wie schon erwähnt Insekten jedweder Art, bis zur Größe eines Weidenbohrers. Zur Jungenaufzucht werden weiche, zartflügelige Insekten, insbesondere Falter gefangen.
Die Balz dieser Tiere erfolgt nach Einbruch der Dunkelheit und wird durch ein Schnurren, das bis zu 9 min. anhält getragen. Dieses Schnurren erinnert an ein Motorrad in der Ferne. Häufig ist auch
ein Knallen, der sogenannte Peitschenknall-Effekt, zu hören. Hierbei werdendie Flügel nach oben oder unten so stark gepresst, das ein Knallgeräusch entsteht. Die Flügel berühren sich dabei aber
nicht.
Nach der Partnerwahl werden Mitte Juni zwei Eier auf den Boden, der recht Vegetationsarm sein sollte, gelegt. Der Brutplatz wird so gewählt, das er Mittags im Schatten liegt. Nach ca. 18-20 Tagen
schlüpfen die Jungen, die nach drei Tagen schon umherlaufen, jedoch erst mit 35 Tagen die Nestnähe verlassen. Das Höchstalter des Ziegenmelkers beträgt 8 Jahre, wie Ringfunde belegen.
Will man in unserer Gegend Ziegenmelker beobachten, so sind lichte Heideflächen mit locker eingestreuten Kiefernbeständen erste Wahl. Da der Ziegenmelker ein sogenannter Fernzieher ist, der
südlich der Sahara überwintert und erst im März seine angestammten Brutgebiete wieder anfliegt, sollten Beobachtungsversuche natürlich auch erst zwischen April und September gewählt werden. Das
anlocken mittels Stimmkasetten oder Tonbandaufnahmen sollte unterbleiben, weil es verboten ist und die Tiere empfindlich gestört werden, sodass sogar Brutplätze aufgegeben werden. Der Ruf der
Ziegenmelker ist über weite Strecken zu hören und man kann diese Vögel recht schnell ausfindig machen.