von Olaf Lessow
Gemeint sind hiermit nicht irgendwelche dubiosen Gestalten im fahlen Mondscheinlicht dunkler Gassen sondern eine äußerst spannende Vogelgruppe.
In unseren Gefilden kommt lediglich der Neuntöter oder auch Rotrückenwürger genannt, der Raub- oder auch Grauwürger genannt und als Ausnahme der Rotkopfwürger vor, wenngleich auch mit dem sehr
seltenen Schwarzstirnwürger aus dem Südosten zu Rechnen ist.
Dem einen oder anderen wohl geläufig, ist die Konservierungsmethode der Nahrung dieser Vögel. Sie "piecksen" oder "spießen" ihre Beute, in der Regel Großinsekten oder auch Mäuse regelrecht auf.
Hierfür benötigen sie Dornbüsche und in deren Ermangelung benutzen sie sogar den verpönten Stacheldraht.
Offene Dornbuschreihen wie wir sie z. B. in der Okerniederung, im Bereich des Ilkerbruchs, im gesamten Drömling oder auch im Südkreis als Feldbegrenzung finden, sind der bevorzugte
Lebensraum.
Insbesondere der Neuntöter ist bei uns recht zahlreich anzutreffen. Die besten Beobachtungen gelingen in der Regel ab dem 10. Mai, da ist dieser Würger aus dem Afrikanischen zurückgekehrt und
vollzieht umgehend die Balz. Hierbei ist er nicht sonderlich wachsam, so dass man dann schöne Beobachtungen tätigen kann. Hat das Paar einen Brutbusch bezogen, sieht man meist nur noch das
Männchen in der Nähe auf einer Buschspitze Ausschau haltend. Hier fällt auch die Gesichtsmaske auf, die dem Vogel das Aussehen eines "Panzerknackers" oder auch dem des berühmten "Zorro" verleiht.
Fühlt sich der Neuntöter gestört, warnt er mit einem steten "schakschakschak". Feinde wie kleinere Greifvögel, Krähen oder auch Säuger werden sehr erfolgreich und vor allem energisch bedrängt bis
diese das Weite suchen.
Sehr selten ist bei uns der Raubwürger geworden, der in etwa dasselbe Verhalten wie der Neuntöter aufweist. Der Raubwürger erbeutet sogar kleinere Vögel und verweilt den Winter über in unseren Breiten. Hier kann man diesen hübschen Vogel dann auf Stromleitungen, abgestorbenen Astspitzen oder eben auch Verkehrsschildern nach Nahrung Ausschau haltend beobachten. Bei Kälteeinbrüchen kommen gelegentlich die nordischen Raubwürger ins Norddeutsche, diese zeigen dann kaum Fluchtdistanz und lassen sich bestens beobachten.
Der sehr hübsche Rotkopfwürger kommt nur noch inselartig, insbesondere in den neuen Bundesländern vor, kann aber durchaus auf dem Weg- und Heimzug beobachtet werden. Auch dieser Würger spießt seine Beute gern auf, jedoch handelt es sich meist um Großinsekten die er sehr geschickt fängt. Diese werden aber durch Industrialisierung, Versiegelung der Landschaft usw. immer seltener, so dass der Rotkopfwürger weiter in südliche Gefilde abstreicht.
Der Schwarzstirnwürger ist hier absoluter Ausnahmegast, man findet ihn lediglich im österreichischen Burgenland oder noch südöstlicher vor. Dennoch sollte man Gewissenhaft die Würger und hier
ganz besonders den Raubwürger eingehend studieren, so dass beim Beobachten der Schwarzstirnwürger ausgeschlossen werden kann.
Entdeckt der ein oder andere beim Spaziergang also aufgespießte Tiere im Brombeerbusch, auf den Spitzen verschiedener Dornbüsche usw., handelt es sich hier also um die "Vorratskammer" der bei uns
immer seltener werdenden Würger und will man diesen auch zu Gesicht bekommen, harrt man in sicherer Entfernung aus und verhält sich ähnlich einem amerikanischen "Profiler", denn der Würger kehrt
immer an den Ort an dem er seine Beute deponiert hat, zurück...
(Fotos: Olaf Lessow)